Gute Beispiele für die kommunale Energiewende zum Anfassen gab es gleich mehrere beim sechsten
Netzwerktreffen des Kommunalen Klimaschutznetzwerks „Die Klima 10“ in der Maingauhalle
Kleinostheim. Gleich zu Beginn stand die Besichtigung der Wärmeversorgung des Vitamar-
Freizeitbades auf dem Programm, die das Bad und angrenzende Gebäude schon seit 2007 zu 80
Prozent mit regenerativer Wärme aus Holzhackschnitzeln versorgt. Die Umstellung der
Versorgung eigener Liegenschaften auf erneuerbare Energieträger stellt viele Kommunen vor
große Herausforderungen. Der regelmäßige Erfahrungs- und Wissensaustausch stellt daher einen
wichtigen Baustein der Netzwerkarbeit dar.
Die Vertreter:innen der 10 Netzwerkgemeinden nutzten die Besichtigung des inzwischen 15 Jahre
alten Nahwärmenetzes in Kleinostheim zu einem intensiven Austausch mit Planern und Betreibern
der Anlage. Im Ergebnis stand die Erkenntnis, dass der reibungslose Betrieb einer solchen Anlage
nicht nur auf verlässlicher und hochwertiger Technik basiert, sondern vor allem auf Erfahrung und
einer gut abgestimmten Zusammenarbeit zwischen Betreibern, Brennstofflieferanten und Nutzern.
Praxisnah wurde die Veranstaltung fortgesetzt. Eberhard Jaklin von der Main-Spessart-Solar GmbH
aus Bessenbach erläuterte den Fahrplan zur erfolgreichen Umsetzung von Fotovoltaik-Freiflächen-
Projekten. Richtig angegangen, bringen Projekte einen echten Mehrwert für Gemeinden: sie
generieren Einnahmen durch Kommunalabgaben und Gewerbesteuer, BürgerInnen können über
Genossenschaften direkt beteiligt werden oder können lokal erzeugten Strom beziehen. Zudem
leisten sie einen Beitrag zur Steigerung der Unabhängigkeit von Stromimporten.
Die 10 beteiligten Kommunen aus den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg und dem Main-
Kinzig-Kreis haben in einem gemeinsamen Workshop die wesentlichen Ziele für die weitere
Zusammenarbeit und die angestrebten Ergebnisse entwickelt. In den Handlungsfeldern
Erneuerbare Energie & Kommunaler Klimaschutz sowie Kommunale Liegenschaften &
Energieverbräuche soll der Fokus in den verbleibenden eineinhalb Jahren der Zusammenarbeit auf
das Erreichen von 7 Zielen gelegt werden. Neben dem Ausbau der Netzwerkarbeit und der
Ermittlung von Potenzialen für Einsparungen und Erneuerbare Energie sollen die Grundlagen für
eine treibhausgasneutrale Verwaltung gelegt werden. In Anlehnung an die Ziele des Bundes und
des Freistaates Bayern, möchten die Gemeinden ihre Verwaltungen idealerweise bis 2035
treibhausgasneutral betreiben können. Hierfür werden insbesondere die kommunalen
Liegenschaften energetisch untersucht und das Themenfeld Elektromobilität vertieft. Die
Umstellung der Straßenbeleuchtung auf sparsame LED-Technologie kann voraussichtlich schon bis
2024 weitestgehend abgeschlossen werden, erläutert Simon Sauer, von der BfT Energieberatungs
GmbH zufrieden mit dem Engagement der Gemeinden.
In Zusammenarbeit mit der EnergieAgentur Bayerischer Untermain sollen im weiteren Verlauf auch
einige Informationsveranstaltungen für Bürger:Innen angeboten werden.
Hintergründe zum kommunalen Klimaschutznetzwerk „Die Klima 10“
Das Kommunale Klimaschutz-Netzwerk „Die Klima 10“ ist ein vom Bundesumweltministerium, im
Rahmen der Kommunalrichtlinie gefördertes Netzwerk. Am Netzwerk nehmen die Gemeinden
Goldbach, Hösbach, Mainaschaff, Kleinostheim und Karlstein am Main aus dem Landkreis
Aschaffenburg, die Gemeinden Niedernberg, Elsenfeld und Eschau aus dem Kreis Miltenberg sowie
Bad Orb und Brachtal aus dem Main-Kinzig-Kreis teil.
Die Initiative für das regionale Netzwerk ging gemeinsam von der Hösbacher BfT Energieberatungs
GmbH, die auch das Netzwerkmanagement übernommen hat und der Energieagentur Bayersicher
Untermain als Netzwerkmoderator aus.
Im Rahmen der dreijährigen Laufzeit werden in den Kommunen individuelle Beratungen
durchgeführt, konkrete Energiespar- und Klimaschutzmaßnahmen identifiziert und Aktionen initiiert
und begleitet. Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren ist vertraglich geregelt. Viermal jährlich
treffen sich die kommunalen Akteure zum Austausch. Ziel ist es, kommunalen Klimaschutz in
Verwaltungsabläufe zu implementieren, kommunale Energieeinsparpotenziale zu ermitteln und
nach und nach umzusetzen.
Auch regionale Versorgungsunternehmen unterstützen die Netzwerkarbeit mit fachlichen
Beiträgen.